Dienstag, 30. September 2008

Serienmörder sind immer nett

("Dexter" auf rtl 2, 22:55 Uhr)


Zivilisiertes Benehmen, das Mordgier verdeckt, Serienmörder hinter freundlichen Alltagsmasken - ein beliebtes Thema der amerikanischen Literatur. Ich denke nur an den Thriller "Jagdzeit" von John Osborn, in dem angesehene Bürger in einsamen Wäldern erbarmungslos Menschen vergewaltigen, hetzen und abschlachten. Oder da ist der "American Psycho" Patrick Bateman: tagsüber elegant herausgeputzter Banker, nachts bestialischer Killer. Und jetzt die TV-Krimiserie "Dexter" um den Serienmörder Dexter Morgan.

Schon sein Adoptivvater erkannte die Mordlust des Jungen (noch an Tieren) und sieht, dass der Tötungstrieb nicht zu heilen ist. Daher richtet er Dexter darauf ab, Serienkiller (und nur diese) zu verfolgen und grausam zu töten. So hat die unheilvolle Veranlagung gewissermaßen noch was "gutes".

Dexter wird Spezialist für Blutspuren bei der Polizei; tagsüber spielt er den netten junger Mann, nachts ist er bei Bedarf ein Schlächter. Sex braucht er übrigens nicht.

Diese erste Folge gestaltete sich dann so: zu Beginn ein grausamer Mord Dexters an einem Mörder, zum Schluß ein grausamer Mord Dexters an einem Mörder, und zwischendrin Dexter in seinem Alltags- und Berufsleben, stets hinter seiner Maske der Freundlichkeit.

Was gab's ansonsten an Gruseligem zu sehen? Einmal ein Opfer mit zerschnittenen Gliedmaßen, und einmal rollte ein abgeschnittener Kopf über die Straße. Iiiiih!

Damit die einzelnen Folgen der Serie einen Zusammenhang bekommen, haben sich die Drehbuch-Schreiber zwei durchgehende Handlungsstränge ausgedacht: die Abteilungsleiterin beim Crime Department ist ein bisschen scharf auf Dexter. Und ein anderer Serienkiller transportiert seine ermordeten Opfer mit einem Kühllaster durch die Gegend. Diese Unbekannte fordert Dexter heraus; Dexter wird ihn in den nächsten Folgen jagen.

Meine Vorhersage: entweder wird diese Serie von rtl 2 schnell entsorgt. Oder sie wird richtig Kult.

Ich frage nun: wer erträgt alle 12 Folgen einer Serienkiller-Fernsehserie?!

Aber man kann nie wissen.

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Sonntag, 21. September 2008

Der "versexeste" Polizeiruf aller Zeiten!?

("Polizeiruf 110 - Eine Maria aus Stettin",
ARD, 20:15 Uhr)


Das meldete noch am Tage vorher aufgeregt wer?

Natürlich die BILD-Zeitung!

Aber, ihr lieben Moralisten vom Springer-Verlag, ihr könnt beruhigt sein! Außer einem nackten Busen, zwei entblößten Popos und einer kaum mehr als angedeuteten Sexszene in einem Büro gab es nichts Welterschütterndes zu sehen. Krimis spielen da, wo es Kriminelle gibt, also auch im "Milieu", wo's gerade um Sex geht; und ein bisschen lebensecht aussehen sollte das Ganze ja schon.

Die Geschichte: ein deutscher Zuhälter verkauft die Babys polnischer Prostituierte an reiche Deutsche und bringt die Mädchen dann um. Die Polin Maria liebt sowohl ihr Baby und als auch ebendiesen Zuhälter, durchschaut sein Spiel nicht, gerät dabei in Lebensgefahr. Ein deutscher und ein polnischer Kommissar ermitteln gemeinsam ...

Das Drehbuch wartete mit interessanten Typen auf, die dank guter schauspielerischen Leistungen echt und lebendig wirkten, wie die naive Hure, der brutale Zuhälter, der unterwürfige Handlanger. Besonder gelungen: der polnische Kommissar, ein halb muffiger, halb netter, mal sturer, mal nachsichtiger und Nietzsche zitiernder Weiser.

Drei sind bekanntlich einer zuviel: wegen des polnischen Kommissars wurde nur einer der beiden Stamm-Kommissare Telheim und Hinrichs für die Aufklärung der Sache gebraucht. Also fiel gleich zu Beginn Hinrichs erst mal von der Leiter und wurde mit Knochenbrüchen für den Rest des Films ins Krankenhaus entsorgt. Die machen da kurzen Prozeß, unsere Drehbuchschreiber!

Die beiden Handlungsstränge (einerseits das Geschehen im "Milieu", andererseits die Polizeiarbeit) liefen eine Zeitlang ein bisschen zäh nebeneinander her, bis es dann doch noch recht dramatisch wurde. Man ahnte schon, wie es ungefähr ausgehen würde, das tat der Spannung aber keinen Abbruch.

Ein wenig aufgesetzt wirkte die Liebesgeschichte zwischen dem deutschen Kommissar Telheim und einer polnischen Kollegin: sehen - treffen - im Bett landen. Danach ist sie verliebt in ihn und begehrt ihn auf Dauer, er aber will doch lieber frei bleiben; sie fühlt sich daher wie ein Hure ausgenutzt. Diese Nebenhandlung sollte wohl das Verhältnis von deutschen Männern und polnischen Frauen auf einer höheren Ebene zeigen (ergänzend zur Beziehung des deutschen Zuhälters zur polnischen Prostituierten).

Insgesamt nach Anlaufschwierigkeiten ein unterhaltsamer Krimi mit einem lebendigen Einblick in ein interessantes Thema: das nicht immer leichte Verhältnis von Deutschen und Polen.

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